www.parow-info.de        (Stand: 16.04.2015 - Bilder eingefügt bei Tümmler II und bei Verbleib) 

Hafen - und Reedeschutzboot Typ „Tümmler“

Projekte 503 und 535

Die Boote wurden vom VEB Yachtwerft Berlin konstruiert und dort vorgefertigt. Zur Endausrüstung in Wolgast wurden sie über Binnenwasserstraßen überführt.
Es waren Backdecker aus Schiffbaustahl, teils mit Niet- und Schweißverbindungen. Unterteilt waren die Boote in sechs Abteilungen, getrennt durch fünf wasserdichte Schotte [weitere Informationen]. Die Aufbauten bestanden aus genietetem Leichtmetall.
Es waren kleine Boote, die bei Seegang heftig schaukelten. Markantes Unterscheidungsmerkmal zu den „Delphinen“ waren die zwei Zwillingswaffen.

Das erste Baulos, in der Nomenklatur der Yachtwerft als Projekt 503 geführt, auch Tümmler I“ genannt, wurde 1954 gefertigt [Bild]. Diese Boote waren mit zwei nichtumsteuerbaren ehemaligen Flugzeugmotoren Typ Jumo 205C ausgerüstet.
Vom Tümmler I“ wurden sechs Boote gebaut.

Bauliche Merkmale:  -  offener Fahrstand/ Brücke (wie auch Typ „Delphin“), [Bild] [Bild]
Damit sind Angaben in der Fachliteratur, wonach alle Boote des Typs „Tümmler“ einen geschlossenen Fahrstand hatten, nicht korrekt!
 -  Mast vorn im Fahrstand mit der Konsequenz, dass der Rudergänger nicht mittschiffs stehen konnte [Bild],
   -  Scheuerleiste bis vor zum vordersten Bullauge (wie auch Typ „Delphin“)
   -  1 Windhutze im Fahrstand.
Veränderungen: nicht bekannt - Keine Hinweise und/oder Fotos vorhanden. Der offene Fahrstand ist zumindest bei 2 Booten noch 1960/61 belegt. [Bild]

Das Projekt 535 in der Nomenklatur der Yachtwerft, der Tümmler II“, wurde 1956 gefertigt. Diese Boote unterschieden sich vom ersten Baulos u.a. durch die Antriebsanlage. Sie verfügten als Antrieb über zwei wassergekühlte 6-Zylinder-Wirbelkammer-Dieselmotore IFA-Horch EM-6-20. Diese waren bislang u.a. beim LKW H6 und G5 sowie im Omnibus H6B eingesetzt. Jetzt konnte man den eigenartigen LKW-Klang auch auf See hören. Infolge der deutlich geringeren Antriebsleistung waren die Tümmler II“ sehr langsam. Auch von diesem Projekt wurden sechs Boote gebaut.

Bauliche Merkmale:  -  geschlossener (nur nach achtern offener) Fahrstand ab Indienststellung (ähnlich dem der RPi),
 -  Peilkompaß mit Stand hochgesetzt achtern am Fahrstand (ähnlich RPi),
   -  Mast an Achterkante des Fahrstandes,
   -  Scheuerleiste nur bis zum ersten Bullauge von achtern,
   -  2 Windhutzen auf dem Maschinenraumdach.
Veränderungen: nicht bekannt - Keine Hinweise und/oder Fotos vorhanden.

 

 Zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken.
 

Alle 12 Boote trugen keine Namen.
In den Flottillen wurden sie anfangs als Hafen- und Reedeschutzboote eingesetzt. Ab 1958 waren sie den Hafenkommandanten der Flottillen und zuletzt den Stützpunkten unterstellt.
Ab Mitte 1962 wurden alle Boote an die Grenzbrigade Küste als Grenzkontrollboote übergeben. Ob hierfür oder danach bauliche Veränderungen oder wesentliche Umrüstungen erfolgten, ist nicht bekannt (siehe oben!)

Einige Reedeschutzboote wurden später in Parow als Schulboote eingesetzt. Nachgewiesen wurden die Boote mit den Bau-Nrn. 2, 4 des Typs Tümmler I“ sowie 9, 10, 11 und 12 des Typs Tümmler II“. Veränderungen oder wesentliche Umrüstungen sind auch hier nicht bekannt, zumindest S-21 fuhr ab 196? ohne Waffen [Bild].

Verbleib
In der Literatur wird nach der Außerdienststellung entweder Abbruch/Verschrottung angegeben oder alles offengelassen.

Es gibt aber auch Hinweise zur Übergabe von zumindest einem Boot an die Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Ab ca. 1965 befand sich ein Tümmler mit dem Namen „Ernst Schneller“ beim GST-Kreisausbildungszentrum Stralsund am Rügendamm neben der Reparaturwerft. Anfang 1970 wurde das Boot über den Wasserweg nach Goyatz am Schwielochsee zum GST Bezirksausbildungszentrum „Gardeschütze Matrossow“ verschifft. Hierbei müsste es sich um ein Boot des Typs „Tümmler II“ handeln, das zuletzt als Schulboot in Parow sein Dienst versah.

Technische Daten:

Verdrängung: 38,4 t
Länge über alles: 22,63 m
Länge über Deck: 22,40 m 
Breite:   4,40 m
Tiefgang:   1,29 m
Motoren: Tümmler I“ zwei Dieselmotoren Junkers Jumo 205C je 441 kW
  Tümmler II“ zwei Dieselmotoren IFA-Horch EM-6-20 je 88 kW
Hilfsmaschine: ein Dieselmotor Typ Junkers 1 HK 65
Bordspannung:   24 V / 230 A 
Geschwindigkeit: Tümmler I“  16 kn
  Tümmler II“  11 kn
Fahrstrecke: 550 sm
Ausrüstung: 250-Watt Scheinwerfer, Nachtsignalanlage, keine Radaranlage
Funkanlage: 15-W Funkanlage Typ SEG 15, Seenotgerät SEQ,
Besatzung: 9 Mann (Schulboot zusätzlich 12 Mann)
Bewaffnung:  -  2 x2 12,7 mm Fla-MG Dscha-K 1938, [Bild]
    Bei Tümmler I“ zuerst die „offene“ Ausführung des Sockels, später (nicht vor 1957) umgestellt auf die geschlossenen Sockel. Tümmler II“ bereits in Dienst mit der End-Variante. [Bild]
    Kurioses:
Der Smut als Ladeschütze musste nicht nur in seiner Kombüse Schnitzel oder Bouletten in der Pfanne drehen (korrekt = wenden), sondern auch den „Schießer“ in die richtige Schußrichtung! Dazu gab es „sogar“ Griffe an der Verkleidung.
   - Nebelanlage

 

derzeit noch unklar:  -  Wurden Boote (alle / einige) der I. BA später mit einem geschlossenen Fahrstand ausgerüstet?
   -  Wurden Boote der I. BA antriebsseitig umgerüstet?
   -  Weitere Einzelheiten zu Bauunterschieden und späteren Veränderungen.
   -  Verbleib der Boote nach deren Außerdienststellung (Verschrottung wo, Übergabe an GST wo und welches Boot)?

© 2010 - 2015 Peter Kieschnick / Horst Maiwald († 2014)

Hier eine Chronologie der Tümmler“. Erarbeitet durch Helbe und Horma (Horst Maiwald, [Horma] † 2014). Meinungen, Anregungen, Korrekturen, Fragen usw. sind zu der Liste erwünscht! E-Mail: webmaster@parow-info.de
Eine Überarbeitete Chronologie mit Stand Juni 2014 liegt vor. Bei Interesse bitte nachfragen.
Diese Chronologie unterliegt dem Urheberrecht.
Für private Nutzung ist diese frei. Für Veröffentlichung in Print-Medien und/oder im Internet bedarf es der Genehmigung durch die Autoren. Dies gilt auch für Auszüge aus dieser Chronologie!
Weitere Chronologien sind hier.