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Volkstrauertag

"Versöhnung über die Gräber"

Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag. Er wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem Ersten Advent begangen. Der Volkstrauertag dient dem Gedenken an alle Toten von Krieg und Gewaltherrschaft unabhängig von ihrer Nationalität sowie religiöser oder politischer Anschauung. Er ist Mahnung für ein Miteinander, in dem nicht gewaltsam nach Lösungen gesucht wird.

Am 15.11.2015 fand die zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag des Kreises Vorpommern-Rügen auf dem Alten Friedhof in Sassnitz statt.

Die einführende Worte hielt Pastor Peter Nieber von der evangelischen Kirchengemeinde Sassnitz. In der Begrüßung sagte der Sassnitzer Bürgermeister Dieter Holtz: „Wir sind die erste Generation in Deutschland, die noch nie einen Krieg erlebt hat. Aber wer das Schicksal Europas in der Vergangenheit nicht kennt wird dazu verdammt sein, das Gleiche noch einmal zu erleben. Und eben deshalb ist es noch heute wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, was Europa im vergangenen Jahrhundert erleben musste.“

Die Gedenkrede hielt Frau Kerstin Kassner, Mitglied des Deutschen Bundestages. „Die Erinnerung an die Schrecken und das Leid des Krieges ist auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges wichtiger denn je. Die Erinnerung darf nicht verblassen. Gerade in einer Zeit, in der Europa wieder umgeben ist von Kriegen und die Auswirkungen und das Leid dieser uns umgebenen Kriege auf einmal nah an Europa und Deutschland heranrücken. Diese sind nicht mehr nur abstrakt und erreichen uns über die Nachrichten. Diesen Gedenktag nutzen wir als eine Gelegenheit für uns Menschen, die keinen Krieg erlebt haben, uns bewusst zu werden, welche Auswirkungen ein Krieg für alle Beteiligten und Betroffenen hat und haben kann. Daraus sollte bei allen die Einsicht wachsen, dass man etwas gegen den Krieg tun muss, ehe es zu spät ist“ sagte Frau Kassner. Sie nahm in ihrer Rede auch Bezug auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte, den Umgang mit Flüchtlingen und die Ursachen für Flucht und Vertreibung.

Der evangelische Militärpastor Karten Sübergrüb, Marinetechnikschule Parow, sprach das Totengedenken. Umrahmt wurde die Gedenkstunde mit Musikstücken, die gespielt wurden durch das Heeresmusikkorp Neubrandenburg. Zur Kranzniederlegung spielte ein Trompeter des Heeresmusikkorp das Lied „Ich hatt` einen Kameraden“. [weiter Informationen zum Lied Hier.]

Die Gedenkstätte auf dem Alten Friedhof an der Waldmeisterstraße in Saßnitz wurde 2010 neu gestaltet [weitere Informationen hier]. Hier ruhen Marinesoldaten vom Zerstörer Z 28, Opfer des Bombenangriffs auf Sassnitz und Zivilopfer der Kriegseinwirkungen.
Nur zwei Monate vor Kriegsende, am 6. März 1945 wurden in einem Angriff britischer Bomber auf Sassnitz 1200 Menschen getötet. Unter ihnen waren Flüchtlinge, Soldaten und Bürger von Sassnitz.

Die unfassbaren Schrecken, die die Kriege mit sich brachte und die unglaublichen Verbrechen, die in dieser Zeit verübt wurden, wirken bis heute nach. Auch im Landkreis Vorpommern-Rügen gibt es Beispiele und Ereignisse, die ein Teil dieser menschlichen Katastrophe sind und denen ein Angedenken gewahrt werden sollte. Im Landkreis Vorpommern-Rügen wird jedes Jahr an einer anderen Kriegsgräberstätte im Kreis zum Volkstrauertag feierlich Gedacht. Veranstalter der Gedenkstunde ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.. Die Organisation der Veranstaltung wird durch die Marinetechnikschule unterstützt.

Die Kriegsgräberstätten sind Orte der Mahnung und Versöhnung.

© 2015 Peter Kieschnick