Raketenschnellboot Projekt 205

UdSSR-Chiffre: „Цунами“ (deutsch: „Tsunami“)
NATO-Code: OSA I-Klasse

Stand: 17.02.2016
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Die Boote wurden in der UdSSR von 1956 bis 1958 vom sowjetischen Planungsbüro 5 (ЦКБ-5) entwickelt.
Gebaut wurden 140 Raketenschnellboote (RS-Boote) dieses Typs von 1960 bis 1975 auf drei sowjetischen Werften: Werft 5 Primorsk in Leningrad (68 Boote), Werft 341 in Rybinsk (46) und Werft 602 in Wladiwostok (26).
Außer in den sowjetischen Flotten wurden die Boote des Projekts 205 (OSA I) in weiteren 13 Ländern eingesetzt.

Das Projekt 205 wurde weiterentwickelt zum Projekt 205 U (Nato-Code: OSA II). Diese hatten die Rakete P-15U mit Klappflügel an Bord. Das erste Boot wurde 1965 in Dienst gestellt. Es gab mindestens weitere elf Modifikationen zum Grundprojekt 205. Insgesamt wurden vom Projekt 205 mit seinen Modifikationen ca. 281 Boote hergestellt. Dazu kommt noch die Produktion in China (124 Boote), in Jugoslawien und in Nordkorea (15 Boote). Es sind ca. 25 Länder bekannt, die den Bootstyp in den verschiedenen Varianten eingesetzt haben.

In den sowjetischen Flotten wurden die Boote des Projekts 205 als „große Raketenboote" klassifiziert (russisch: „Большие ракетные катера") bzw. später als „Raketenboote“ („Ракетные катера“ Abkürzung: РКА, auch РКа).

In der Volksmarine wurden die Boote bei Übernahme aus Tarnungsgründen als „Küstenschutzboote Typ 205“ (KSB 205) bezeichnet, ab Mai 1963 dann als „Schnellboote Projekt 205“ (SB 205). Ab November 1965 wurden sie als Raketenschnellboote (RSB) klassifiziert. Mit der Ordnung Nr. 200/9/002 MfNV (Ministerium für Nationale Verteidigung) erfolgte eine neue Klassifizierung als „Große Raketenschnellboote“ (RSBg = Raketenschnellboot, groß). Verwendet wurde diese Klassifizierung offiziell nur von 1981 bis 1986.

Einführung der RS-Boote bei der Volksmarine:
Vom 01.09.1961 bis 31.10.1962 fand an der Höheren Kaspischen Seeoffiziersschule „S.M. Kirow“ Baku ein Lehrgang statt. Daran nahmen 47 Offiziere der Volksmarine teil. Diese waren in zwei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe für RS-Boote und die zweite für die Küstenraketen. Für die Teilnehmer des Lehrganges für RS-Boote fand ein sechs- bis achtwöchiges Praktikum in einer RS-Brigade in Wladiwostok statt.

Am 20.11.1962 liefen die ersten zwei RS-Boote mit sowjetischer Besatzung im Nordhafen Peenemünde ein. Es folgten die Übernahme und Seeerprobung durch die neuen Besatzungen der Volksmarine.

Am 26.11.1962 wurden diese beiden RS-Boote durch Konteradmiral Felix Scheffler im Nordhafen Peenemünde in Dienst gestellt. Die ersten Bordnummern waren 701 (Projekt-Nr. 205/02) und 702 (Projekt-Nr. 205/01), die aber aus Geheimhaltungsgründen nicht zu sehen sein durften. Erst ab Oktober 1964 wurden die Bordnummern bei allen RS-Booten angebracht.

Es folgte nun eine intensive Ausbildung der Besatzungen. Dabei half eine sowjetische Spezialistengruppe bis 1964.
Zur Seeausbildung wurde das Seegebiet nördlich des Peenemünder Haken genutzt. Dabei wurde das Übungsgebiet von Schiffen und Booten der Volksmarine gesichert.

Bei der einlaufenden Flottenparade am 07.10.1964 im Neuen Strom Warnemünde wurden die RS-Boote erstmalig der Öffentlichkeit gezeigt. Dabei wurden sie als „Schnellboote besonderer Bestimmung“ angesprochen.

12 RS-Boote kamen bis Ende 1965 in die Flotte. Drei Boote folgten noch 1971. Stationiert waren diese Boote bei der 6.Flottille.
Drei RS-Boote (Projekt-Nr.: 205/1, 205/2 und 205/4) wurden zum 01.12.1971 an die Schulbrigade in Parow übergeben.

Am 04.11.1965 wurden an die Boote Namen von Widerstandskämpfern gegen den Hitlerfaschismus verliehen.

Konstruktion
Der Bootskörper war als kombiniertes Verdrängungs- und Gleitboot gefertigt. Der Bootskörper bestand aus geschweißtem Schiffbaustahl, die Aufbauten aus einer seewasserbeständigen Aluminium-Magnesium-Legierung.
Das Boot hatte zehn wasserdichte Abteilungen [Zeichnung]. Bei Flutung zweier benachbarter Abteilungen war die Sinksicherheit noch gewährleistet.

Alle Räume innerhalb der Aufbauten sowie unter Deck konnten hermetisch geschlossen werden.
Die Besatzung war vor radioaktiven Stoffen durch drei Schutzzonen geschützt.

Diese Schutzzonen waren mit gasdichten Türen und Luken versehen. Im Lüftungssystem waren Feinfilter vorhanden. Eine Aufenthaltsdauer von ca. zwei Stunden durch die Besatzung in den verschlossen Räumen war vorgesehen.

Antrieb
Als Antrieb dienten drei umsteuerbare Dieselmotoren vom Typ Swesda (Звезда) M-503A-1 oder M-503A-2. Es waren wassergekühlte Reihensternmotoren mit 42 Zylindern. Montiert war jeder Motor auf vier Beinen mit Gummi-Stoßdämpfern. Die Gesamtmasse eines Motors betrug 5400 kg, die Länge 3,7 m und der Durchmesser 1,56 m.

Drei Festpropeller trieben das Boot an. Der Steuerbord- und der Mittschiffspropeller waren rechtsdrehend, der Backbordpropeller linksdrehend. Die Fahrtstufen wurden über die Veränderung der Drehzahlen erreicht. Bei „Alle Kraft“ betrug die Leistung je Motor 2942 kW bei 2200 U/min. Diese Fahrtstufe sollte maximal bis zu einer Stunde gefahren werden. Für unbegrenzte Zeit konnte man „Große Fahrt“ laufen, mit dann 2427 kW Leistung bei 2000 U/min.
Nach 550 Betriebsstunden eines Motors erfolgte der erste Maschinenwechsel. Die Hauptinstandsetzungen wurde im VEB Motorenwerk Wurzen durchgeführt. Es folgte eine weitere Nutzungsdauer von 550 Betriebsstunden bevor die 2. Hauptinstandsetzung folgte. Nach der dritten Nutzungsperiode und einer Gesamtnutzungszeit von 1650 Betriebsstunden wurde der Motor verschrottet.

Zur Erzeugung der Bordspannung standen drei Generatoren Typ 6Tsch-12/14 oder 6Tsch-10,5/13-2 zur Verfügung. Davon waren einer im Bugmaschinenraum (75 KW) und zwei im Heckmaschinenraum (je 38 KW) untergebracht. Die Hauptspannung betrug 220 V Gleichstrom und die Hilfsspannung 24 V Gleichstrom. Die Boote der Volksmarine waren zusätzlich mit einer 220-V-Wechselstromanlage ausgestattet.

Bewaffnung
Die Hauptbewaffnung waren vier zielsuchende Seezielraketen P-15 (4K-30, NATO-Code: SS-N-2 Styx). Mit ihr sollten Punkziele vernichtet werden. Zur Zielauffassung wurde die Funkmeßanlage MR-101 verwendet.

Der Start der Rakete erfolgte aus dem Hangar mit festem Startwinkel von 11,5 Grad. Das Starttriebwerk hatte eine Brenndauer von 1,35 s, nach ca. 300 bis 500 m trennte es sich von der Rakete. Das Marschtriebwerk trieb die Rakete mit 312 m/s weiter zum Ziel, die Flughöhe konnte in 100m, 200m bzw. 300m festeingestellt werden. Die Zielanflughöhe betrug 2 bis 5m. Die Zielsuche erfolgte über ein aktives Funkmeßsystem. Die Reichweite der Raketen betrug minimal 8 km und maximal 46 km [Zeichnung]. Die Fluggeschwindigkeit betrug 312 m/s. Die Masse des Gefechtskopfes betrug 525 kg. Die Rakete konnte Panzerungen bis zu 18 cm durchschlagen. Bei Übungsraketen war der Kopf mit Beton gefüllt.
Eingesetzt werden konnte die Rakete bis See 5, Wind bis 15 m/s bzw. einer Krängung des Bootes von +/-10 bis +/- 12 Grad.

Nach dem Verschuß der Raketen musste zum Nachladen eine Versorgungseinrichtung (Hafen, Wohnschiff o.ä.) angelaufen werden.

Die kreiselstabilisierte Funkmeßanlage MR-101 „Rangout“ (MP-101 „Рангоут“, deutsch „Mastwerk“, NATO-Bezeichnung „Square Tie“) diente für die Zielortung zur Bekämpfung feindlicher Seeziele und zur Seeraumbeobachtung. Gekoppelt war die Anlage mit dem Waffenleitrechner „Kljon“ („Клён“, deutsch „Ahorn“) und der Freund-Feind-Kennanlage (FFK-Anlage) „Nichrom RR“ („Нихром PP“) zur Abfrage von See- und Luftzielen.
Die mittlere Ortungsreichweite dieser Funkmeßanlage betrug im Gefechtsregime: bei Leichtem Kreuzer 200 kbl, Zerstörer oder Fregatte 160 kbl, RS-Boot 110 kbl, TS-Boot 80 kbl.

Artillerie
Das Boot besaß je ein 30mm-Zwillings-Bug- und Heckgeschütz des Typs AK-230. Sie konnten gegen Luft-, See- und Küstenziele eingesetzt werden. Sie wurden mittels Waffenleitanlage MR-104 „Rys“ oder im Reserveverfahren per Hand über eine Visiersäule mit Kreiskornvisier, die Kolonka („Колонка"), bedient.

Das Geschütz hatte ein Gewicht von 1926 kg. Gerichtet werden konnte es vertikal von -12 bis +87 Grad und horizontal 180 Grad. Die theoretische Feuergeschwindigkeit betrug 2100 Schuß/min. Ein Feuerstoß betrug bis zu 200 Schuß. Danach sollte eine Feuerpause von 20 bis 30 Sekunden bei eingeschalteter Wasserrohrkühlung eingelegt werden.
Die Reichweite der Geschosse betrug horizontal 6,5 km und vertikal 4 km.

Die Waffenleitanlage MR-104 „Rys“ (ПУС МP-104 „Рысь“, deutsch „Luchs“, NATO-Bezeichnung: „Drum Tilt“) konnte Luftziele bis zu einer Geschwindigkeit von 300 m/s in einer Entfernung bis zu 26 km auffassen. Gekoppelt war die Anlage mit der FFK-Anlage „Nichrom RR“ zur Abfrage von Luftzielen.
Ab 1968 wurden die Waffenleitanlagen im Werk Nachrichtenelektronik Greifswald instandgesetzt.

Nachrüstung / Modernisierung
Artilleriefeuerleitanlage MR-104
Die ersten Boote der Volksmarine wurden ohne die Artilleriefeuerleitanlage MR-104 übernommen. Die Nachrüstung von vier Booten erfolgte in Tallin, die Boote 732 und 733 von November 1965 bis Juni 1966, die 711 und 712 von Juni 1966 bis Oktober 1966. Weitere fünf Boote (713, 714, 731, 734 und 751) wurden von Juni 1966 bis Januar 1967 auf der Peenewerft Wolgast nachgerüstet.

Verladegerüste für die Raketen
Ab dem 17.09.1969 bis 1971 bekamen die RS-Boote nach und nach in der Peenewerft Wolgast neue Verladegerüste für die Raketen. Dadurch reduzierte sich die Beladung eines Bootes mit vier Raketen um 60% gegenüber bisheriger Norm.

Täuschkörper-Wurfanlagen System PK-16
Ab 1986, zur planmäßigen Werftliegezeit, wurden die Führerboote mit Bord-Nr. 711, 731 und 753 (Projekt-Nr. 205/13, 205/14, 205/15) mittschiffs mit Täuschkörper-Wurfanlagen System PK-16 (ПК-16) ausgerüstet. Es müssen noch weitere Boote ausgerüstet worden sein, denn auf Fotos sind auch die Boote mit Bord-Nr. 734 (205/12) und 752 (205/9) mit PK-16 zu sehen.
Fotos der RS-Boote im Nordhafen von Peenemünde nach 1990 zeigen, dass alle Boote mit der PK-16 nachgerüstet worden sind. Wann dies geschah, zur aktiven Zeit oder danach, ist nicht bekannt.

Das System PK-16 besteht aus zwei 16-rohrigen Startanlagen KL-100 (КЛ-100)
Mit der PK-16 konnte man Scheinziele im Funkmeß- und Infrarotbereich setzen. In einer Startanlage hatten sechzehn 82mm-Düppel- bzw. Infrarotgeschosse Platz.
Eingesetzt werden sollte der Werfer zur

Eine effektive Reflexionsfläche je Scheinziel sollte durch drei bis vier Düppel- und ein Infrarotgeschoß erreicht werden. Dabei betrug die Standzeit der Reflexionsfläche 3 bis 5 Minuten bei 20 Grad Rohrerhöhung, 1,1 Sekunden Zünddauer. Bisher gibt es keine Bestätigung, dass die Volksmarine Infrarotgeschoße im Bestand hatte.

Besonderheiten
Die Führerboote waren mit einer zusätzlichen UKW-Funkstation R-619 ausgerüstet. Ihr UKW-Mast befand sich mittschiffs.

Bei den ersten Booten war anfangs die Antwortantenne 1-ON (umgangssprachlich „Flasche“) der FFK-Anlage am Mastkopf auf der Backbordseite montiert. Diese wurde später, teilweise wie bei den anderen, nach achtern hinter die Radar-Antenne verlegt [Bild].

Bei einigen Booten war ein großer Morsescheinwerfer unmittelbar hinter dem Mast montiert, bekannt sind die Projekt-Nr. 205/1, 205/2, 205/9 und Bord-Nr. 714 (Projekt-Nr.?). Der Scheinwerfer hatte eine Leistung von 2000 Watt [Bild].

Einsatz
Die RS-Boote bildeten den Kern der Stoßkräfte der Volksmarine. Ihre Hauptaufgabe war die Vernichtung von Seezielen.
Die RS-Boote sollten wie folgt eingesetzt werden:

Zur Vernichtung von Kriegsschiffen war folgende Raketenanzahl vorgesehen:
- auf leichte Kreuzer und Raketenzerstörer: 4 bis 6,
- auf Zerstörer und Fregatten: 2 bis 4
- auf Schnellboote: 2,
- auf Transporter, Räumfahrzeuge und andere weniger geschützte Ziele: 1.

Zur Führung einer SSG waren meist zwei Funknetze geschaltet, das Funknetz des vorgesetzten Gefechtstandes und das Flotteninformationsnetz. Die Führung innerhalb einer SSG erfolgte im UKW-Netz.
Informationen zur Gefechtsorganisation an Bord siehe Zeichnung links.

Die Ortungsreichweite des Radarsystems MR-101 war geringer als die Reichweite der Rakete. Um deren Reichweite voll zu nutzen, wurde das Verfahren „Fühlungshalter“ trainiert. Als Fühlungshalter konnten RS-, TS-Boote und Küstenschutzschiffe sowie Hubschrauber (ab 1986) aber auch landgestützte stationäre oder bewegliche Radarstationen genutzt werden. Dabei wurden die Erfassungsdaten des Zieles (Peilung, Entfernung) vom Fühlungshalter an das RS-Boot, das den Raketenschlag durchführen sollte, per Funk übermittelt [Zeichnung].

Ab 01.09.1968 wurden RS-Boote in das Diensthabende System (Bereitschaftsdienst) der Volksmarine eingebunden. Jeweils vier RS-Boote wurden dazu mit je vier Gefechtsraketen bestückt, 100% mit Treibstoff bebunkert und voll aufmunitioniert Im Winter wurden die Bereitschaftsboote nach Saßnitz oder Warnemünde verlegt.

Die Norm-Auslaufzeiten der Boote aus dem Stützpunkt betrugen bei der
Bereitschaftsstufe I: nach 10 Minuten,
Bereitschaftsstufe II: nach 30 Minuten,
Bereitschaftsstufe III: nach 60 Minuten,
Bereitschaftsstufe IV: nach 4 Stunden.

Die RS-Boote nahmen an fast allen Übungen, an denen die Volksmarine beteiligt war, teil. Einige Beispiele:

Das regelmäßige Raketenschießen erfolgte im Schießgebiet Kap Taran vor Baltijsk. Der erste Raketenschießabschnitt (RSA) fand vom 05.05. bis 13.05.1964 mit zwei Booten statt. Geschossen wurde mit Übungsraketen, der Gefechtskopf war mit Beton gefüllt. Die RSA wurden jährlich bis 1989 durchgeführt. Beteiligt waren in der Regel vier bis sechs RS-Boote der Volksmarine.

Geschossen wurde auf einen verankerten Zielponton mit aufgespannten Stahlnetzen und Radarreflektoren. Beim 4.RSA (16. bis 20.06.1967) wurde erstmals auf ein ferngesteuertes Zielboot des Projekts 183 geschossen. Auch das Schießverfahren mit Fühlungshalter durch TS-Boot bzw. Hubschrauber wurde mit Erfolg durchgeführt.

Unterstützt wurden die RS-Boote meist durch den Versorger „Timmendorf“ und einen Tanker des Typs 600. Für die Unterbringung des Führungsstabes fuhr mitunter auch ein Landungsschiff Typ „Robbe“ mit.

Struktur
Mit Befehl Nr. 121/62 vom 10.10.1962 des Chefs der Volksmarine waren die Küstenschutzbootabteilung (KSB-Abteilung) und die technische Abteilung der Küstenschutzbootbrigade (KSB-Brigade) zum 17.10.1962 im Nordhafen Peenemünde aufzustellen. Beide Dienststellen unterstanden dem Chef der Volksmarine direkt.
Als Basis für die Brigade diente der schwimmende Stützpunkt H-21 (Projekt-Nr. 62.4). Die rückwärtige Sicherstellung erfolgte durch die 1. Flottille.

Unter größter Geheimhaltung wurden die beiden Truppenteile ab 15.10.1962 aufgebaut. Der Hafen, der innerhalb des militärischen Sperrgebiets der 1. Flottille lag, wurde durch einen Zaun mit Tarnnetzen umgeben. Ein Signalzaun und Stolperdraht kamen später zur Sicherung dazu. Zutritt erfolgte nur mittels eines Sonderausweises. Die Einfahrt zum Hafen wurde mit einer Torpedosperre gesichert.

Die technische Abteilung (TA) mit Standort Nordhafen Peenemünde wurde bereits am 05.10.1962 aufgestellt. Sie unterstand anfangs direkt dem Chef der Volksmarine, später dem Chef der KSB-Abteilung.
Ab Dezember 1962 war der Standort der TA Schwarzenforst bei Rostock. Sitz des Stabes und die Unterkunft der Soldaten waren in Ribnitz-Damgarten. Ab Mai 1963 waren die Büroräume und die Unterkunftsgebäude in der Dienststelle Schwarzenforst fertiggestellt.
Die Aufgabe dieser Abteilung waren die Lagerung, das Regeln und Betanken, der Transport und die Übergabe der Raketen P-15 an die RS-Boote.

Am 01.05.1963 wurde die 6.Flottille gegründet.
Die KSB-Abteilung wurde zur Schnellboots-Brigade (SB-Brigade) umgegliedert und der 6. Flottille unterstellt. Strukturiert war die Brigade in die 1. und 3. Abteilung (in Vorbereitung) sowie die technische Abteilung. 1965 kam noch die 5. Abteilung dazu.

Die technische Abteilung verlegte im Juni 1964 nach Tilzow bei Bergen auf Rügen.
Am 20.01.1965 wurde die technische Abteilung aus der SB-Brigade ausgegliedert und dem Chef Rückwärtige Dienste der 6. Flottille unterstellt, unter gleichzeitiger Änderung der Bezeichnung in „Raketentechnische Abteilung 6“ (RTA-6).

Die drei SB-Abteilungen verlegten im Rahmen einer Überprüfung der Gefechtsbereitschaft am 05.04.1965 zum Stutzpunkt Bug/Dranske.

Am 04.11.1965 wurde die SB-Brigade in Raketenschnellboot-Brigade (RS-Brigade) umbenannt. Mit der Indienststellung des zwölften RS-Bootes am 24.12.1965 war der Aufbau der Brigade mit drei Abteilungen zu je vier Booten abgeschlossen.

Am 01.12.1971 wurden drei gemischte Raketen- / Torpedoschnellbootsbrigaden gebildet: die 1., 3. und 5. Raketen-Torpedo-Schnellbootbrigaden (RTS-Brigade). Eine Brigade hatte vier RS-Boote und fünf TS-Boote (ab 01.12.1981 sechs TS-Boote) im Bestand.

Von Anfang an waren Schwimmende Stützpunkte des Projekts 62 den RS-Abteilungen zugeordnet worden, am Anfang die Projekt-Nr. 62.4. Ab 1963 wurden extra drei neu gebaute Schwimmende Stützpunkte, die Projekt-Nr. 62.6, 62.7 und 62.8, den Abteilungen zugeordnet. Diese Stützpunkte waren 4 Meter länger als die bisherigen.
Ab 1984 wurde diese abgelöst durch die Schwimmenden Stützpunkte des Projekts 162.

Die drei RS-Boote (Projekt-Nr.: 205/1, 205/2 und 205/4) der Schulbrigade wurden nach deren Auflösung am 01.12.1981 wieder der 6.Flottille übergeben.

Verbleib der Boote
1981 gingen die ersten drei Boote (205/2, 205/3 und 205/6) außer Dienst. Alle anderen Boote sind am 01.10.1990 außer Dienst gestellt worden. Sie lagen im Nordhafen von Peenemünde. Sieben Boote wurden zwischen 1992 und 1995 abgebrochen.

In der Neptunwerft Rostock wurden drei Boote zu Wachbooten umgebaut, wobei die Raketen- und Artillerie-Bewaffnung von Bord kamen. 1993 wurden die Boote 205/13, 205/14 und 205/15 an Lettland (neue Hull-Nr. P-01, P-02, P-03) abgegeben, 1995 folgten die Boote 205/10 und 205/11 als Materialreserve.

Taktisch-technische Daten

Verdrängung: Standard: 171 t, max: 209 t, Überlast 220 t
Länge über alles: 38,6 m
Länge in Kielwasserlinie: 37,50 m
Breite über alles:   7,60 m
Breite in Kielwasserlinie:   5,9 m
Tiefgang: vorn 1,51 m, achtern 2,73 m
Höhe über Kielwasserlinie: 10 m
Bewaffnung: 4x1 Seezielraketen P-15 (NATO-Code: SS-N-2 Styx) [Bild]
    Einsatz: bis See 5, Wind bis 15 m/s
  2x 30mm Zwillingslafette Typ AK-230
    Kampfsatz pro Rohr 500 Granaten (Gesamt: 1752 Stk. Splitter-Spreng-Granaten mit Leuchtspur, 248 Stk. Panzerspreng-Granaten mit Leuchtspur)
  2x Täuschkörper-Wurfanlagen System PK-16 (siehe auch bei Nachrüstung / Modernisierung)
  Handfeuerwaffen: 6 Pistolen Typ M, 10 MPi Typ KmS
Elektronik: [Zeichnung] Raketen-Feuerleitsystem zugleich Navigationsradar MR-101 „Rangout“ [Bild] mit Rechenanlage „Kljon“
  Artilleriefeuerleitanlage MR-104 MR-104 „Rys“
  Freund-Feind-Kennanlage „Nichrom RR“ (NATO-Bezeichnung High Pole-A mit Square Head) [Bild]
  Automatischen Funkpeiler ARP-58 SW
Funkausrüstung: diese änderte sich im Laufe der Zeit, wer kann Informationen dazu geben?
  KW-Funkstation SEG 100 D [Info], die KW-Funkanlagen R-612 und R-617 [Bild]
  UKW-Funkanlagen R-619 [Bild]
  Sprachschlüsselgerät T 219 [Info], die UKW-Chiffriergeräte R-754 „Sirena“ [Info] und T-612 „Mimosa“ [Info]
Ausrüstung: Feuerlöschsystem Typ ShS und Feuerlöschanlage Typ SO-500 für die Hangare
  Bordentgiftungsanlage
  Kreiselkursweiseranlage „Gradus EM“ und Kreiselkompaß „Giria-MK“
  Automatische Ruderanlage „Samschit“
  automatische Koppelanlage AP-3
  Echolotanlage NEL-7
Hauptantrieb: 3x Dieselmotoren Swesda M-503A-1 oder M-503A-2 mit 8826 kW Gesamtleistung, 3 Schrauben [Bild]
Hilfsmaschinen: 3x Generatoren 6Tsch-12/14 oder 6Tsch-10,5/13-2
Geschwindigkeit: Marsch: 30 kn bei 1700 U/min, max. 38,7 kn bei 2200 U/min
Fahrstrecke: 2350 sm bei 11 kn, 830 sm bei 30 kn, 690 sm bei 38,7 kn
Seetüchtigkeit: bis See 7
Autonome Einsatzdauer: 5 Tage
Bunker: 33 t Dieselkraftstoff
  1200 l Trinkwasser, (800 l für Nahrungszubereitung, 400 l Kühlwasserreserve für die Antriebsmaschinen)
Besatzung: 27 / 28 Mann [weitere Informationen]

© 2005 - 2016 Peter Kieschnick

Eine Chronologie der Bordnummern des Projekts 205 ist durch Helbe und Horma erarbeitet worden.
Interessenten zu einzelnen Booten oder anderen Details melden sich bitte über E-Mail: webmaster@parow-info.de
Weitere Chronologien sind hier.