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Feuerlöschboot Projekt 61

NATO-Code: Ibis-Klasse
Werftprojekt 1404

 Projekt 61/4 - von 1963 bis 1986 zugehörig der 6.Flottille 

Im Februar 1957 wurde an das Institut für Schiffbautechnik Wolgast (ISW) der Auftrag erteilt, ein Feuerlöschboot zu entwickeln. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Schiffswerft Berlin, der späteren Yachtwerft.
Für die Seestreitkräfte / Volksmarine wurden fünf Boote gebaut. Das erste ging am 11.11.1959 in Dienst und das letzte am 27.05.1960.
Weitere Boote wurde auch für andere Bedarfsträger und für den Export (Ägypten und Polen) hergestellt. Die drei Boote an Ägypten wurden auf dem Suezkanal verwendet. Die Yachtwerft Berlin vergab für diese Boote den Typ-Namen „Ibis“. Der Vogel „Ibis“ galt als Erscheinungsform des Mondgottes Thot im alten Ägypten. Die NATO übernahm diese Bezeichnung als ihren Code-Namen.
In der Volksmarine wurden die FLB als Projekt 61/1 bis 61/5 geführt, aber auch die Bezeichnung FL-1 bis FL-5 (auch mit römischen Ziffer) sind geläufig gewesen.

Die Feuerlöschboote (FLB) hatten ein durchlaufendes Deck. Der Schiffskörper war durch fünf wasserdichte Querschotte in sechs Abteilungen unterteilt [weitere Informationen].
Die Feuerlöschanlage bestand aus Feuerlöschpumpe, Schaummittelpumpe und drei Wasserkanonen. Die Wasserkanonen waren auf der Back, im Heckteil und mittschiffs angebracht. Mittschiffs war sie auf einer über das Boot ragenden Plattform installiert. Eine Wassersprühanlage mit 10 Düsen sollte die Boote gegen Hitze und das Übergreifen von Flammen schützen. Die vorhandenen Lenzpumpen konnten havarierte Schiffe / Boote lenzhalten.

Das Fahrgebiet der FLB waren der Küstenbereich und die Häfen. Deshalb verfügten sie auch über eine Seefunkanlage. Der Einsatz bei leichtem Eisgang war möglich. Die Boote hatten eine Schleppeinrichtung und wurden auch als Hilfsschlepper und Bugsierboote verwendet.
Zu der möglichen Aufgabe gehörte auch die KCB-Abwehr (ABC-Abwehr). Als Eigenschutz diente die Wassersprühanlage. Mit den Wasserkanonen konnte eine erste Entgiftung bzw. Entaktivierung bei anderen Schiffen und Booten durchgeführt werden.

Die Boote hatten keine Namen sonder nur Bord-Nummern. Umgangssprachlich wurden sie in der Flotte als „Feuerpatsche“ bezeichnet.
Die FLB waren in den Stützpunkten Peenemünde, Warnemünde und Dranske stationiert. Zeitweise war auch ein Boot im Hafen Parow [Bild].
Die Boote 61/1, 61/4 und 61/5 sind mit der Indienststellung der 1.Flottille zugeordnet worden, die Boote 61/2 und 61/3 der 4.Flottille. Ein Boot wurde 1962 von der 1. zur 4.Flottille übergeben. 1963 gaben die 1. und 4. Flottille jeweils ein Boot an die 6.Flottille ab. Eine weitere Übergabe eines Bootes erfolgte 1971 von der 4. zur 1.Flottille. Ab diesem Zeitpunkt hatten die 1. und 6.Flottille jeweils zwei und die 4.Flottille ein FLB Projekt 61 in Bestand.
Die ersten zwei Boote 61/3 und 61/5 wurden 1983 außer Dienst gestellt, es folgten zwei weitere 1989 und das letzte, die 61/1, am 05.04.1990. Alle Boote wurden im MAB Rostock verschrottet.

Taktisch-technische Daten:

Verdrängung, normal: 88,30 t
Länge über alles: 29,40 m
Länge in der Wasserlinie: 27,00 m
Breite über alles:   5,62 m
Seitenhöhe:   2,50 m
Gesamthöhe: 11,00 m
Tiefgang:   1,45 m
Antrieb: 2x Dieselmotoren Typ 6NVD 26A
Gesamtleistung: 400 kW
Geschwindigkeit, max.: 12,7 kn
Fahrstrecke: 200 sm bei 12,5 kn
Besatzung: 8 Mann Zivil
Feuerlöschausrüstung: 1x Feuerlöschpumpe Typ GLO 200-2-16, Leistung 400 m³ pro Stunde
  1x Schaummittelpumpe Typ GLO 150-2-16 , Leistung 250 m³ pro Stunde
  1x Lenzpumpe Typ GLO 150-2-16, Leistung von 15000 l pro Minute
  3x Wasserkanonen, Förderleistung 15 m³/min je Rohr
  4x B-Schlauchanschlüsse für Wasser
  2x C-Schlauchanschlüsse für Wasser
  8x B-Schlauchanschlüsse für Schaum (2x 3000 l Behälter)
  Wassersprühanlage mit 10 Düsen
Dieselmotoren f. Löscheinrichtung: 1x Typ SA 8 M 517 für die Feuerlöschpumpe
  1x Typ SA 6 M 517 für die Pumpen Typ GLO 150-2-16
Löschbetrieb max.: 35 Stunden
Taucherausrüstung: für Leichte und Schwere Taucher

© 2012 - 2015 Peter Kieschnick

Feuerlöschboote laufen von Hohe Düne zum Stadthafen Rostock zur Sicherstellung der Flottenparade im Oktober 1969  und hier zur Flottenparade am 07.10.1979
 

Eine Chronologie von Bordnummern FLB Projekt 61 ist durch Helbe und Horma erarbeitet worden.
Interessenten zu einzelnen Booten oder anderen Details melden sich bitte über E-Mail: webmaster@parow-info.de
Weitere Chronologien sind hier.